Die Pilz-Mafia

Kommen wir mal zu einem Thema, mit dem ich in gewissen Kreisen sicher in ein Wespennest stechen werde, aber mir egal. Es muss einfach mal jemand den Mund aufmachen.

Die Pilz-Mafia oder besser gesagt: Die Steinpilz-Mafia.

In fast jedem Jahr entdeckte ich seltsame weiß/rote oder gelb/schwarze Flatterbändchen an bestimmten Bereichen im Fichtenwald. Anfangs ignorierte ich sie, später kam es mir merkwürdig vor, wo sie jeweils hingen. An bestimmten Waldeingängen, an zahlreichen Steinpilzfundstellen. Sehr seltsam ... Dann erlebte ich zu den Fund-Hoch-Zeiten ein merkwürdiges Verhalten im Wald.

Eigentlich sind wir schon immer mit den ersten Sonnenstrahlen im Wald. Der frühe Vogel ... usw. Doch plötzlich waren da bereits etliche Sucher, mit Trillerpfeifen, mit Transportfahrzeug in den Wald gebracht worden (dieses stand auf Abruf in der Nähe). 8 - 10 Leute wurden an einer durch Flatterband markierten Stelle abgesetzt, gingen in den Wald und verteilten sich in einer Reihe mit ausreichendem, nicht zu großem Abstand zueinander. Dann ging es los. Jeder mit Tasche und Messer bewaffnet machte sich auf die Suche nach Steinpilzen. Solange Sichtkontakt da war, verhielten sie sich ruhig, sobald es in Bereiche ging und der eine oder andere nicht mehr für den Nachbarn sichtbar war, ertönte ein kurzer Pfiff mit der Trillerpfeife, der signalisieren sollte, hier wurde etwas gefunden. Dann begab sich der nahegehendste zum Pfeifenden, um zu helfen. Sobald die Taschen aller voll waren, wurde das Fahrzeug geordert, welches dann alle wieder abholte. Wohin es dann ging? Hier vermute ich mal: Da die Preise für Steinpilze in den letzten Jahren stetig stiegen, wurden sie wohl auf Wochenmärkten angeboten. Die Händler dort zahlen die Höchstpreise.

Umgerechnet 40,00 € pro Kilo zahlt der Endverbraucher im Internet für frische Steinpilze. Zwischen 40,00 € und 50,00 € auf dem Wochenmarkt, je nach Liefermenge. Dass mit Pfifferlingen kein Geschäft mehr zu machen ist, hat die Pilzmafia schnell gemerkt. Kaum Fundorte und die Staaten Estland, Lettland, Litauen überschwemmten die Supermärkte mit den "Eierschwammerl". Der Steinpilz hingegen kostet aus Rumänien oder Polen selbst im Supermarkt über 30,00 € das Kilo. Also äußerst luxuriös und finanziell attraktiv.

Natürlich werden bei den Markthändlern die Pilze nicht als Steinpilze aus Deutschland angeboten, das wäre verboten. Sie stehen unter Naturschutz und dürfen nur in geringen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden. Faustformel pro Sammler nicht mehr als 1 Kg. Aber als Steinpilze aus Polen ist ja kein "Verbrechen". Wer soll das nachprüfen? Eine DNA Analyse ist viel zu teuer, würde es aber sofort ans Licht bringen, woher die Pilze stammen. Jede Bodenbeschaffenheit hinterlässt ihren genetischen Fingerabdruck in den Pilzen.

Nach dem gleichen Prinzip wurden schon Spargel aus "Polen" überführt, die hier als Braunschweiger Spargel angeboten wurden. Nun ja, wer solche Methoden anwendet, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich habe mich oft über Osteuropäische Frauen gewundert, die, wenn ich auf sie traf, immer gleich sehen wollten, was ich im Korb hatte. Früher voller Stolz präsentiert, gebe ich heute Fersengeld, wenn ich auf diese "Spione" treffe. Denn es hat nie lange gedauert, und der Wald war leergefegt danach.

Also Leute, haltet nach ihnen die Augen offen und vielleicht berichtet mir mal jemand, ob ihm Ähnliches widerfahren ist.

P.S. Ich möchte noch einen wichtigen Nachtrag einstellen: Dass ich mit dem Thema richtig liege, hat ein Bericht Der Bild Deutschland vom 17. Oktober 2019 bestätigt. Hiernach suchen ganze Gruppen aus Polen, Rumänien aber auch Sammler aus ganz Deutschland und leeren unsere Wälder massiv. Nur um sie dann zu attraktiven Preisen zu verkaufen.

Leider musste ich das auch wieder aufs Bitterste am Donnerstag, dem Reformationstag erleben. 2 ältere Frauen und ein älterer Mann hielten neben unserem Fahrzeug und fragten in gebrochenem Deutsch, ob es denn noch Pilze gäbe. Sie nahmen aus dem Kofferraum 3 mittelgroße Körbe, wobei der Kofferraum bereits bis zum Überlaufen mit Steinpilzen gefüllt war. Dass ein solches Verhalten nicht auf Eigengebrauch hindeutet, war wohl jedem klar. Im Nachhinein habe ich mich geärgert, die Polizei nicht über das Vergehen informiert zu haben. Beim nächsten Mal werde ich es definitiv tun.

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